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„So geht Abnehmen heute. […] Das ist wissenschaftlich erwiesen.“

StimmtHaltNicht – Abzunehmen scheint mittlerweile eine Wissenschaft für sich zu sein. Ärzte, Apotheker und Forscher geben Tipps, raten zu dieser oder jener Diät. Betont seriös wird Almased vermarktet, ein Pulver „aus Soja, probiotischem Joghurt und naturbelassenem Honig“*, das sich zu einem „Diät-Drink“ verrühren lässt. Dieser Drink richtet sich offenbar gezielt an Frauen und wird in Anzeigen als wesentlicher Bestandteil eines „Bikini-Notfall-Plans“ angepriesen. Wir haben in einer doppelseitigen Anzeige in der Gala gelesen, dass die Großartigkeit von Almased angeblich durch Studien belegt ist. Wir haben uns auf die Suche nach Nachweisen gemacht – und sind enttäuscht worden.

Die Almased-Diät funktioniert so: Wer weniger wiegen möchte, soll für eine Woche alle Mahlzeiten durch den aus dem Pulver zusammengerührten Drink ersetzen. Ab der zweiten Woche gilt das nur noch für Frühstück und Abendessen. In den Almased-Anzeigen tritt als Kronzeuge der „Fachapotheker für Ernährungsberatung“ Rudolf Keil auf. Er sagt:

„Forscher der Universität Freiburg haben mehrere Ernährungsprogramme auf Effektivität getestet. Die Diät mit dem „Bikini-Notfall-Plan“ schnitt dabei überwältigend besser ab. Teilnehmer, die mit diesem Programm abgenommen haben, verloren deutlich mehr und schneller Fett als Teilnehmer mit anderen wissenschaftlich anerkannten Diäten.“

Wir glauben: Das stimmt halt nicht. Auf www.almased.de haben wir Anhaltspunkte gefunden, wie diese Aussage zustande kommt. Dort heißt es, eine vergleichende Studie habe „den überlegenen Erfolg einer Almased-unterstützten Diät gegenüber einigen herkömmlichen Diätprogrammen“ nachgewiesen. Verblüfft hat uns aber der Blick auf die Quellenangabe. Hier sind zwei unterschiedliche Fachveröffentlichungen aufgeführt. Es scheint also nicht eine, sondern zwei Studien zu geben, eine aus Freiburg, eine aus Boston. Und diese beiden Arbeiten wurden offenbar zu einer Aussage zusammengefasst.

So geht Abnehmen heute: Almased-Anzeige in der Gala. Foto: SHN

Bikini-Notfall-Plan? Almased-Anzeige in der Gala. Foto: SHN

Wir haben uns die beiden Studien angesehen – und die Fakten sprechen eher dagegen. In der Freiburger Untersuchung haben Wissenschaftler gezeigt, dass Probanden mithilfe von Almased mehr Gewicht verloren haben als Probanden, die im gleichen Zeitraum Kurse zur Gesundheitsberatung besuchten. Die Studie aus Boston verglich dagegen vier andere Diätprogramme, Ornish, Zone, Weight Watchers und Atkins. Beide Studien untersuchen die Probanden vor und etwa ein Jahr nach der jeweiligen Diät. Vergleicht man nur die Ergebnisse der beiden Studien, haben die Almased-Probanden nach rund einem Jahr tatsächlich mehr abgenommen als die Teilnehmer der amerikanischen Studie. Doch kann man die Studien wirklich so vergleichen?

Möglicherweise. In unseren Augen sollte man dann aber auch auf einige Unterschiede hinweisen. So waren die Abnehmwilligen in Freiburg zwischen 35 und 65 Jahren alt, sie wiesen einen Bodymass-Index von 27 bis 35 auf. In Boston dagegen wurden Probanden im Alter von 22 bis 72 Jahren einbezogen, ihr Bodymass-Index lag zwischen 27 und 42. Jeder der amerikanischen Probanden kam auf mindestens einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Solche Risikofaktoren waren zum Beispiel erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte. Etwas überspitzt gesagt: Die Diätteilnehmer in Boston waren älter, dicker und kränker als die in Freiburg. Diese Unterschiede müsste man in einen Vergleich eigentlich einbeziehen.

Darüber hinaus waren die Probanden in den USA nach zwei Monaten auf sich gestellt. In Deutschland wurden die Teilnehmer länger betreut. Vielleicht brachte das zusätzliche Motivation. Die amerikanischen Autoren schlussfolgern mit Blick auf die von ihnen untersuchten Angebote, dass alle untersuchten Diäten ähnlich erfolgreich sind – sofern sie nur eingehalten werden. In Boston gaben zwischen 35 und 50 Prozent der Teilnehmer vorzeitig auf. In Freiburg hielten 92 Prozent der Teilnehmer, die ein Abnehmprogramm gestartet hatten, durch.

Unseren Recherchen zufolge ist die Aussage, dass Almased „überwältigend besser“ ist als andere Programme zumindest wacklig. Wie sinnvoll das Almased-Konzept wirklich ist, haben wir nicht untersucht. Dazu hat sich beispielsweise der Rheumatologe Lothar Kirsch seine Gedanken gemacht.

* Alle nicht weiter benannten Zitate haben wir einer Almased-Anzeige entnommen

Quellen: Gala 24/2013, S. 76-77, Almased-Anzeige
www.almased.de, Menüpunkt Almased-Wissen (Link)
Aloys Berg (2007). Clinical Experience of Using a Calorie Reduced Meal Replacement. AdipositasSpektrum. Nachrichten der Deutschen Adipositas-Gesellschaft & Ernährungskonsil, 3/6, Reprint, S. 3-4 (Volltext)
Aloys Berg et al. (2005). Gewichtsreduktion durch Lebensstilintervention. Ernährungs-Umschau 52/8, S. 310-314 (Volltext)
Michael L. Dansinger et al. (2005). Comparison of the Atkins, Ornish, Weight Watchers, and Zone Diets for Weight Loss and Heart Disease Risk Reduction. JAMA, 293/1, S. 43-53 (Volltext)
Lothar M. Kirsch (2013). Abnehmen mit Almased? Blogeintrag (Link)

Süßstoffe lösen Hungerattacken aus

StimmtHaltNicht – Wer nach einem Diätpudding noch Hunger verspürt, sollte dafür nicht den Süßstoff im Pudding verantwortlich machen. Das sagt Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Dass Süßstoffe nicht für vermehrten Heißhunger verantwortlich sind, ist zwar, wie wir nach kurzer Recherche gemerkt haben, eigentlich ein alter Hut. Aber in einer aktuellen Pressemitteilung erklärt es die DDG so gut, dass wir das Thema gerne noch mal aufnehmen.
Die Hungerattacken-Theorie geht so: Mensch isst Süßstoff. Der Körper denkt: Süßes? Das muss Zucker sein! Er schüttet das Hormon Insulin aus, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Im Tank ist aber Süßstoff, nicht Zucker. Um den Blutzuckerspiegel wieder auf Normalniveau zu bringen, bekommt Mensch jetzt wirklich Hunger.

Fritsche hält das für Unsinn: „Wenn überhaupt, vermittelt Insulin bei schlanken Menschen ein Sättigungssignal ans Gehirn.“ Dagegen sei das Gehirn von übergewichtigen Menschen wahrscheinlich unempfindlich gegenüber Insulin. Deshalb komme das Sättigungssignal möglicherweise nicht mehr im Gehirn an.

Und wo wir schon dabei sind:
•    Krebs bekommt man von den derzeit zugelassenen Süßstoffen auch nicht.
•    Das pflanzliche Süßungsmittel Stevia ist für Diabetiker nicht besser oder schlechter geeignet als andere Zuckerersatzstoffe. Stevia ist eine weitere Alternative zu Zucker, die keine Kalorien erhält, heißt es bei der DDG. Nicht mehr und nicht weniger (auch wenn das einige anders sehen, siehe Screenshot).

Screenshot Stevia

Screenshot: Fans lieben den Süßstoff Stevia

Quellen:
Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): http://idw-online.de/de/news520274
European Food Safety Authority, EFSA (2011): Revised exposure assessment for steviol glycosides for the proposed uses as a food additive (PDF)
Deutschsprachige Übersicht zu den Aktivitäten der EFSA: www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/additives.htm?wtrl=01

Fast Food macht Kinder krank

Grafik: Burger, Bild: Eva Künzel

Kranke Kinder durch Fast Food? Bild: Eva Künzel

StimmtHaltNicht – Asthma, Allergien und Ekzeme sollen durch Fast Food begünstigt werden. So oder so ähnlich fassten Journalisten und Blogger eine Studie von Philippa Ellwood zusammen. In der Welt, bei ntv, auf dem Ärzteportal doccheck und auf einer Seite für Waldorf-Lehrer: Überall wurde vor Pommes, Pizza und Burgern gewarnt.

Stimmt halt nicht, sagt zum Beispiel der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer. Auf Deutschlandradio Kultur fasst der Experte zusammen, was ihm an der Studie von Ellwood, vor allem aber am Umgang damit missfällt:

 

  • Was die Studienautoren unter Fast Food verstehen, bleibt unklar. Döner und Sushi sind aber nicht dasselbe.
  • Die statistische Auswertung der Daten hält Pollmer in Teilen für unglaubwürdig.
  • Nicht zuletzt: Auch die Studienautoren weisen darauf hin, dass andere Faktoren deutlich stärker mit Asthma und Allergien verbunden sind als Fast Food. Zu diesen anderen Faktoren zählen Smog, Tabakrauch, Stäube und Federkissen, aber auch Wohnungen, die von Milben, Kakerlaken und Schimmel befallen sind. Schlecht wirkte sich offenbar auch kaltes und nasses Wetter aus.

Natürlich muss man auch Udo Pollmer kritisch sehen. Aufgrund seiner provokanten Aussagen zu anderen Themen ist er unter Ernährungswissenschaftlern mindestens umstritten. Trotzdem macht er in diesem Fall, wie wir finden, auf einige wichtige Punkte aufmerksam.

Allerdings haben wir keinen Zugriff zur vollständigen Studie.

Quellen: Philippa Ellwood et al: Do fast foods cause asthma, rhinoconjunctovitis and eczema? Global findings from the international study of asthma and allergies in childhood (ISAAC) phase three. Thorax 2013, online vor Print. Abstract: http://thorax.bmj.com/content/early/2013/01/03/thoraxjnl-2012-202285
Udo Pollmer: Essen mit Verstand. Deutschlandradio Kultur, 9. Februar 2013, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/2005574/

Softdrinks wie Cola machen unglücklich

StimmtHaltNicht. Die Yahoo Science News Show will uns einreden, dass Softdrinks traurig machen. Die Studie, auf die sich die Yahoo-Journalisten berufen, belegt das aber nicht.
Die Yahoo-Meldung dauert eine halbe Minute. In dieser Zeit haben wir keinen Satz gehört, der sich durch die Quelle belegen lässt.

Der Einfachheit halber hier noch einmal die wichtigsten Aussagen von Yahoo:

  • „Cola macht unglücklich. Zuckerhaltige Softdrinks wie Cola machen unglücklich. Das zeigt eine Langzeitstudie des amerikanischen Institute of Environmental Health Sciences.“
  • „Bereits vier Softdrinkdosen am Tag können das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um bis zu 30 Prozent erhöhen.“
  • „Dabei ist es egal, ob es sich um Light- oder um normale Produkte handelt. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich künstliche Süßstoffe wie Aspartam negativ auf unsere Gemütslage auswirken und uns unglücklich machen.“

Ausgangspunkt des Videos und somit Grundlage der Aussagen ist anscheinend diese Pressemitteilung der American Academy of Neurology vom 8. Januar 2013: „Hold the Diet Soda? Sweetened Drinks Linked to Depression, Coffee Tied to Lower Risk„.

Wie wir der Pressemitteilung entnehmen, haben die amerikanischen Wissenschaftler um Honglei Chen jedoch nicht herausgefunden, dass Cola unglücklich macht. Das lässt sich mit dem Verfahren, das Chen und Kollegen angewendet haben, auch gar nicht ermitteln. Aussagen zu Ursache (Cola?) und Wirkung (Depression?) sind spekulativ.

Was haben die Forscher stattdessen herausgefunden? Sie haben von 1995 bis 1996 die Trinkgewohnheiten von Versuchspersonen ermittelt. Etwa zehn Jahre später fragten die Wissenschaftler die Zahl der Depressionsdiagnosen ab. Dann verglichen sie ihre Datensätze miteinander. Chen und Kollegen erkannten: Wer viele Softdrinks trinkt, erhält öfter eine Depressionsdiagnose. Das ist aber kein Beleg dafür, dass Cola zu Depressionen führt. Möglicherweise schmeckt traurigen, niedergeschlagenen Menschen süße Brause einfach besser als anderen.

Um die Frage nach Ursache und Wirkung zu beantworten, müsste man mehr über die Versuchspersonen wissen. Denn: Haben die Colatrinker zum Beispiel schon früher vermehrt depressive Episoden durchlebt, würde das das Ergebnis verzerren. Denn wer einmal eine Depression hatte, hat eine höhere Chance, wieder zu erkranken. Leider ist die Originalstudie jedoch noch nicht veröffentlicht, sodass wir schlicht nicht wissen, was Chen und Kollegen erhoben haben.

Wie kommt man zu stichhaltigen Ergebnissen? Ideal wäre eine Untersuchung von zwei möglichst gleichen Gruppen. In der einen Gruppe müssten die Probanden über eine lange Zeit Cola trinken, in der anderen nicht. Anschließend würde man das Auftreten von Depressionen in beiden Gruppen vergleichen.

Der restlichen Ungenauigkeiten des Yahoo-Berichts sind dann schon fast Kleinigkeiten.

  • „Bereits“ vier Dosen? Das „bereits“ klingt, als wäre das wenig. Für uns ist das etwa ein Liter Cola, den wir sicherlich nicht Tag für Tag in uns hineinkippen.
  • Aspartam als Auslöser? Die Wissenschaftler haben zwar gezeigt, dass Menschen, die gerne Diät-Limo trinken, ein erhöhtes Depressionsrisiko hatten. Allerdings halten sich die Experten mit Vermutungen, woran das liegen könnte, zurück. Studienautor Chen schreibt an ein Fachmagazin, dass man bisher nicht wisse, was auf biologischer Ebene abläuft.

Disclaimer: Da wir die Studie noch nicht im Internet gefunden haben, wissen auch wir nur, was in der Pressemitteilung steht.

Grafik: Softdrinks, Bild: Eva Künzel

Softdrinks: Ursache für Traurigkeit? Bild: Eva Künzel

Quellen:
Yahoo Science News Show vom 11. Januar 2013
Pressemitteilung der American Academy of Neurology vom 8. Januar 2013: „Hold the Diet Soda? Sweetened Drinks Linked to Depression, Coffee Tied to Lower Risk„.
Megan Brooks: Sweetened Drinks May Boost Depression, Coffee Reduce It, www.medscape.com (Artikel nicht immer zugänglich, wir konnten ihn aber abrufen)

Wer raucht und trinkt, hat am nächsten Morgen einen besonders üblen Kater

ACH NEE. Wir Autoren von StimmtHaltNicht nehmen keine Drogen, nie. Eine heiße Milch, ein gutes Buch, mehr brauchen wir nicht, um glücklich zu sein. Doch selbst wir wissen: Wer säuft und raucht, dem geht es am nächsten Tag meistens nicht so besonders. Wir hörten von Kopfschmerzen, Übelkeit und starker Müdigkeit.

Eine Studie, in der dieser Zusammenhang belegt werden soll, indem 113 Studenten zu ihren Erfahrungen befragt werden – die hätten wir nicht gebraucht. Genau eine solche Arbeit aber ist vor Kurzem im Journal of Studies on Alcohol and Drugs erschienen. Damaris J. Rohsenow vom Center for Alcohol and Addiction Studies der Brown University in Providence fragte sich, warum manche Suffköppe am nächsten Tag weniger von Hangover geplagt waren als andere. Sie vermutete, dass Zigaretten möglicherweise etwas damit zu tun gehabt haben könnten.

In der Original-Pressemitteilung heißt es:

„Researchers found that college students were more likely to report hangover symptoms after a heavy drinking episode if they smoked more heavily on the day they drank. […] At the same number of drinks, people who smoke more that day are more likely to have a hangover and have more intense hangovers.“

Wir hatten bereits erwähnt: Von diesem Effekt hatten wir schon mal gehört. Uns hätte interessiert, warum es ihn gibt. Dass man das nicht herausfindet, indem man Studenten nach ihren Trinkerfahrungen fragt, hätten wir auch vermutet.

Was sagt Expertin Rohsenow?

The how isn’t fully clear. But other research has shown that nicotine receptors in the brain are involved in our subjective response to drinking.

Aha. Oder eben: Ach nee.

Quellen:

Jackson, K. M., Rohsenow, D. J., Piasecki, T. M., Howland, J., & Richardson, A. E. Role of tobacco smoking in hangover symptoms among university students. Journal of Studies on Alcohol and Drugs, 74(1), 41. Online zugänglich unter: www.jsad.com/jsad/link/74/41
Pressemitteilung: www.eurekalert.org/pub_releases/2012-12/joso-smw120312.php

Mineralöl in Adventskalender-Schokolade macht Krebs

StimmtHaltNicht – Die große Medienwelle gegen das allmorgendliche Stück Schokolade in der Vorweihnachtszeit ist unbegründet: Das in einem Stück möglicherweise enthaltene Mineralöl ist im Verhältnis zur täglichen Gesamtaufnahme der sogenannten Kohlenwasserstoffgemische unerheblich. Das schrieb das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am Dienstag auf seiner Website und reagiert damit auf eine Untersuchungen der Stiftung Warentest. Die Stiftung hatte in der Schokolade aus verschiedenen Adventskalendern Kohlenwasserstoffgemische nachgewiesen. Es folgte – wen wunderts – ein medialer Aufschrei.

Freilich, toll finden es auch die Sicherheitsexperten vom BfR nicht, wenn Schokolade mit Bestandteilen aus Mineralölen verunreinigt ist. Diese Kohlenwasserstoffgemische seien nicht ausreichend untersucht und so könne beispielsweise eine mögliche krebserzeugende Wirkung in Lebensmitteln nicht ausgeschlossen werden. In Beamtensprache schlussfolgern sie: Solch ein Übergang sei grundsätzlich unerwünscht und sollte vermieden werden.

ABER der Übergang von Mineralölbestandteilen aus Verpackungen von Recyclingkarton in Nahrungsmittel sei nicht überraschend, sondern sogar zu erwarten, so die Experten. Und selbst wenn man den „Worst Case“ annehme, ergebe sich durch das Essen von einem Stück Schokolade pro Tag ein nur „sehr geringer zusätzlicher Anteil“ zu der Menge an Mineralölen, die man ohnehin täglich durch die Nahrung aufnehme.

Wer sich also die Zeit bis Heilig Abend mit Kalender-Schoki verkürzen will, kann dies nach wie vor mit gutem Gewissen tun.

Google-News-Suche vom 27.11.2012: Panikmache durch Tatsachenbehauptungen

 

 

Bewertung von Stiftung Warentest: www.test.de/Adventskalender-mit-Schokoladenfuellung-Mineraloel-in-der-Schokolade-4471436-0/

Stellungnahme vom BfR: www.bfr.bund.de/de/mineraloelbestandteile
_in_schokolade_aus_adventskalendern-132163.html

Cranberrysaft beugt einer Blasenentzündung vor

StimmtHaltNicht – Hilft Cranberrysaft gegen Blasenentzündungen? Das wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Jetzt steht fest: Eine vorbeugende Wirkung von Cranberrysaft ist unwahrscheinlich. Das schreiben Wissenschaftler in einer systematischen Übersichtsarbeit, die jetzt in der Cochrane Library erschienen ist. Falls es doch einen Nutzen gebe, sei der in jedem Fall kaum der Rede wert und gelte auch nur für Frauen mit wiederkehrender Zystitis, wie Fachleute eine Blasenentzündung nennen.

Cranberrysaft

Cranberrysaft. Foto: StimmHaltNicht

In der bisher letzten Übersicht der Cochrane Library aus dem Jahr 2008 hatte es noch geheißen, Cranberrys könnten zumindest in begrenztem Umfang gegen Infektionen der Harnwege helfen. Jetzt sagen die Cochrane-Experten, dass ein Nutzen ziemlich unwahrscheinlich ist. Sie stützen ihre Aussage auf 24 einzelne Studien mit insgesamt 4473 Teilnehmern. Cranberry-Extrakte wurden entweder in Form von Saft, Tabletten oder Kapseln verabreicht. Zum Vergleich wurden Menschen herangezogen, die entweder glaubten, Cranberry-Produkte zu sich zu nehmen oder aber anderweitig behandelt wurden. Veröffentlichungen der Cochrane Collaboration geben einen guten Überblick über den aktuellen Wissensstand zu einer medizinischen Fragestellung.

Quellen:
Jepson RG, Williams G, Craig JC. Cranberries for preventing urinary tract infections. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 10. Art. No.: CD001321. DOI: 10.1002/14651858.CD001321.pub5. Abstract: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD001321.pub5/abstract
Pressemitteilung: www.eurekalert.org/pub_releases/2012-10/w-cjn101212.php#
Zum Weiterlesen: Blasenentzündung: Ärzte rätseln über Schutzwirkung der Cranberry, Spiegel Online. Der Text ist im Juli 2012 erschienen, die aktuelle Cochrane-Veröffentlichung fehlt deshalb. Trotzdem ein ganz guter Überblick.

Mehr zum Eiweißbrot

Wir hatten ja bereits in einem Beitrag über das neue Trendbrot mit viel Eiweiß und wenig Kohlenhydraten berichtet. Nun hat sich auch Spiegel Online noch einmal dem vermeintlichen Abnehmwunder angenommen. Wen es interessiert, kann die Fakten zum Brot hier nachlesen: www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/eiweissbrot-der-neue-trend-beim-baecker-entpuppt-sich-als-fettbombe-a-845276.html.

 

Gemeinsam einen Trinken stärkt den Zusammenhalt.

Foto: Schild "Bierstub", (c) www.stimmthaltnicht.deAch nee. Warum gibt es denn sonst Kneipen? Und das Oktoberfest? Eine extra Studie hätten wir nicht gebraucht, um zu ahnen, dass Alkohol Menschen sozialer macht. Nun denn: Forscher aus Pittsburgh haben herausgefunden, dass Menschen, die sich gemeinsam ein paar Gläschen genehmigen, mehr Lust haben, sich zu unterhalten. Außerdem lächeln sie öfter. Das ist nicht wirklich überraschend, finden wir. Naja, wir wollen nicht gemein sein: Die Studie ist vielleicht gar nicht schlecht (uns auf jeden Fall nicht zugänglich) – nur die Pressemitteilung, die ist sicher etwas „ach nee“.

Quellen:
Pressemitteilung der Association for Psychological Science, http://www.psychologicalscience.org/index.php/news/releases/moderate-doses-of-alcohol-increase-social-bonding-in-groups.html

Eiweißbrot am Abend hilft beim Abnehmen

StimmtHaltNicht – Wer abends eiweißhaltiges Brot genießt, nimmt – anders als es der Bäcker um die Ecke verspricht – im Schlaf nicht ab. Das sagen Ernährungsexperten und Verbraucherschützer.

Belege zum Eiweißbrot

Es ist nicht leicht eine gewichtsreduzierende Wirkung des eiweißhaltigen Brotes zu bestätigen oder zu widerlegen: Wissenschaftliche Untersuchungen, die das eine oder das andere geprüft hätten, gibt es nicht haben wir nicht gefunden. Wünschenswert wären Untersuchungen, in denen zwei möglichst ähnliche Gruppen miteinander verglichen werden. Die eine Gruppe isst abends das Eiweißbrot. Die andere Gruppe normales Brot. Nach einer festgelegten Zeit würde man dann kontrollieren, in welcher Gruppe die Testesser mehr abgenommen haben. Solange es diese Studien jedoch nicht gibt, muss es daher korrekt heißen: Dafür, dass das Essen sogenannter Eiweißbrote (über Nacht) das Gewicht reduziert, gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Belege.

Vollkornbrot – doch eine Alternative zum Eiweißbrot?

Vollkornbrot – doch eine Alternative zum Eiweißbrot?

Da das nun aber ziemlich unbefriedigend ist, haben wir uns durch journalistische Veröffentlichungen gewälzt und geschaut, was unsere Kollegen schon so alles recherchiert haben. Insbesondere haben wir darauf geachtet, welche Positionen die Verbraucherzentralen und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einnehmen. Deren Meinung hat für uns mehr Gewicht, als die von Bäckereiverbänden, Ernährungsberatern, Abnehm-Coaches oder irgendwelchen Doktoren à la Pape.

In den Medienberichten zeigt sich ein recht eindeutiges Bild

Der Hintergrund: Durch kohlenhydratreiche Kost steigt der Blutzucker- und Insulinspiegel, das ist bekannt. Auch klar ist, dass dadurch Fett eingelagert und nicht abgebaut wird. Das Guten-Abend-Brot enthält nun mehr Eiweiß und weniger Kohlenhydrate als die gängigen Sorten. Der Blutzucker- und Insulinspiegel steigt nach einer Eiweißstulle also auch entsprechend geringer an. Als Folge sollen über Nacht die Pfunde purzeln. Doch Experten zweifeln an dieser Therorie: „Man könnte ebenso gut um 18 oder 19 Uhr ein normales Abendbrot essen und danach nichts mehr. Dann ist der Insulinspiegel nach rund zwei Stunden auch wieder unten“, sagt zum Beispiel Karin Riemann-Lorenz von der Verbraucherzentrale Hamburg der Frankfurter Rundschau.

Doch hilft das Brot denn gar nicht beim Abnehmen? Wohl eher nicht, denn laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kommt es bei einer Diät gar nicht darauf an, wann am Tag der Abnehmwillige welche Nährstoffe aufnimmt. Vielmehr zählt die gesamte Energiebilanz. Und insbesondere hier schneiden die eiweißhaltigen Brote nicht gut ab: „Sie haben oft mehr Kalorien als ein herkömmliches Brot“, sagt etwa Antje Gahl von der DGE der Stuttgarter Zeitung. Und Stiftung Warentest bestätigt: Das Eiweißbrot liefere bis zu zehn Prozent mehr Fett und Kalorien als herkömmliche Brote. Das Fett sei nötig, damit die Brote überhaupt zusammen kleben und aussehen wie Brote.

Fazit

Beim Abnehmen hilft das Eiweißbrot also eher nicht. Wem es aber schmeckt und wer bereit ist, fast den doppelten Preis eines normalen Brotes hinzublättern, kann dies natürlich tun. Hungrige mit Allergien sollten sich jedoch genau erklären lassen, welche Einweiße im Brot enthalten sind, sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW in der ZDF-Sendung Volle Kanne.

Genutze Quellen

www.fr-online.de/ratgeber/backwaren-eine-scheibe-eiweissbrot-am-abend,1472794,11898020.html
www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.eiweissbrot-ganz-schoen-fette-brote.466e8b4e-6d25-4000-bbeb-7ca9282d3d36.html
www.test.de/Eiweissbrot-Ueber-Nacht-abnehmen-4379385-4379389/
www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1636866/Eiweissbrot—ein-gesunder-Schlankmacher%253F#/beitrag/video/1636866/Eiweissbrot—ein-gesunder-Schlankmacher%253F
www.pixelio.de