StimmtHaltNicht – Seit knapp zwei Wochen ist die deutsche Huffington Post nun online. Über das Geschäftsmodell und die allgemeine Qualität ist on- und offline schon viel gesagt und geschrieben worden (zum Beispiel hier, hier und hier).
Wir sind Wissenschaftsjournalisten. Deshalb interessiert uns: Findet auf www.huffingtonpost.de auch Wissenschaftsjournalismus statt?
Wissenschaftsjournalismus ist, einfach gesagt, wenn Journalisten über das berichten, was Forscher so treiben. Wobei es sich eingebürgert hat, dass vorwiegend das thematisiert wird, was Naturwissenschaftler, Mediziner und Psychologen herausfinden. Erfahrungsgemäß haben Geisteswissenschaften ihre Heimat heute eher im Feuilleton.
Nach diesem, eher eng gefassten Verständnis, gibt es tatsächlich eine Handvoll Texte auf der deutschen Huffington Post, die als Wissenschaftsjournalismus durchgehen. Wir haben fünf eigene Beiträge entdeckt und einige Agenturmeldungen. Das ist nicht viel, aber vielleicht genug, um eine erste Einschätzung zu wagen.
Auffällig ist: Die Autoren der Huffington Post gehen ziemlich lax und intransparent mit Quellen um. Für alle Journalisten gehört es dazu, deutlich zu machen, woher sie ihre Informationen haben. Wer über Wissenschaft berichtet, hat es eigentlich besonders leicht, denn Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse in Fachjournalen. Aus diesen Quellen lässt sich bequem zitieren. Online sind Links ohne größeren Aufwand möglich.
Konkret liest sich das dann in der Huffington Post so: „Geld macht nicht glücklich. Aber wie eine Studie im „Science“ Magazin herausfand, hat es einen positiveren Effekt auf sein persönliches Glücksempfinden, wenn man für andere Geld ausgibt und nicht für sich selbst.“
Mal davon abgesehen, dass nicht Studien, sondern Wissenschaftler Dinge herausfinden – wenn man nicht weiß, worauf sich diese Sätze beziehen (nämlich auf diese Studie aus dem Jahr 2008), ist es schwer, zu verstehen, was die Autorin meint. Nun stammt dieses Beispiel aus einem Text über die Geheimnisse glücklicher Menschen, der aus der amerikanischen Huffington Post übersetzt wurde.
Vielleicht sind die eigenen Beiträge besser? Nicht wirklich. Ein gutes schlechtes Beispiel ist etwa der Text Stimmungstief Im Herbst: So Bringen Sie Licht In Ihren Alltag. Keine einzige Aussage wird durch eine Quelle gestützt. Dafür gibt es Tipps wie: „Gute Laune dank Johanniskraut-Tee. Johanniskraut wirkt doppelt: Es hilft gegen Depressionen und erhöht die Lichtempflindlichkeit. Augen und Haut können mehr Licht aufnehmen.“ Neben dem fehlenden Beleg für diese Aussage vermissen wir auch einen Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen einer solchen Selbstmedikation.
Die anderen Texte, die wir uns angesehen haben, schwanken zwischen ganz okay und Kopfschütteln. Unser Fazit: Da ist noch viel Luft nach oben. Natürlich ist niemand gezwungen, über Themen der Wissenschaftswelt zu berichten. Nur: Wenn man sich dafür entscheidet, sollte man es richtig machen.