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Capri-Sonne ist empfehlenswertes für Kinder

StimmtHaltNicht – In dem berühmten Beutel mit Organgenlimonade steckt ungefähr so viel Zucker wie in Coca Cola. Das sagen die Verbraucherschützer von Foodwatch. Zusammen mit vier weiteren Lebensmitteln hat Foodwatch Capri-Sonne daher für den Goldenen Windbeutel 2013 nominiert. Ebenfalls nominiert sind:

  • Monsterbacke Knister von Ehrmann
  • Pom-Bär von funny-frisch/Intersnack
  • Kosmostars von Nestlé
  • Paula von Dr. Oetker

Mit dem Preis kürt Foodwatch die dreisteste Werbemasche des Jahres bei einem Kinderprodukt. Der Verein will dadurch auf die Verantwortung der Lebensmittelindustrie hinweisen, die zum Teil mit „perfiden Marketing-Strategien“ versuchen, Kinder mit ungesunden Produkten „anzufixen“.

Eigentlich nichts Neues, finden wir. Uns fallen auf Anhieb auch ein paar andere „Snacks“ für Kinder ein, die zum Beispiel viel „gesunde Milch“ enthalten oder gleich ein ganzen Frühstück ersetzen sollen. Dass der Goldene Windbeutel allerdings tatsächlich etwas bewegen kann, zeigt das vergangene Jahr: Wie SpiegelOnline berichtet, nahm Hipp damals „seinen Instant-Tee für Kinder vom Markt, nachdem das Zuckergetränk den Goldenen Windbeutel gewonnen hatte, Nestlé reduzierte den Zuckergehalt einiger Kinder-Frühstücksflocken.“ Wem das als Grund genügt, der kann hier abstimmen.

Wer solls werden? Fünf Produkte stehen für den goldenen Windbeutel 2013 zur Auswahl.

Wer solls werden? Fünf Produkte stehen für den Goldenen Windbeutel 2013 zur Auswahl. Quelle: Foodwatch

 

Quellen

Foodwatch: www.goldener-windbeutel.de/die_wahl/index_ger.htmlhttp://www.foodwatch.org/de/presse/downloads/

SpiegelOnline: http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/foodwatch-kuert-dreisteste-werbemasche-fuer-kinderlebensmittel-a-894970.html

Statistik ist nicht alles …

… aber ohne Statistik ist alles nichts. Das gilt zumindest in den empirischen Wissenschaften. Warum Statistik so wichtig ist, zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie in Nature Reviews Neuroscience. Wissenschaftler um Marcus Munafò und Kate Button haben bei neurowissenschaftlichen Studien nachgerechnet. Sie finden: Aussagekräftig waren die Ergebnisse selten. Die statistische Power betrug meist nur um die 20 Prozent. Nur in einem von fünf Fällen haben die Hirnforscher Effekte also verlässlich gemessen, also weder untertrieben noch übertrieben. Wo kommen diese Verzerrungen her? Verantwortlich waren zu kleine Stichproben oder zu geringe Effekte bei der Untersuchung – oder beides.

Wie sind Munafò und Button vorgegangen? Sie haben sich 49 Metaanalysen angeschaut, die wiederum 730 einzelne neurowissenschaftliche Arbeiten enthielten. Wir schaffen es leider nicht, hier selbst ins Detail zu gehen, halten die Veröffentlichung aber für wichtig. Deshalb hier eine kleine Linkliste:

  • Katherine S. Button, Marcus R. Munafò et al. (2013). Power failure: why small sample size undermines the reliability of neuroscience, Nature Reviews Neuroscience, doi:10.1038/nrn3475 (Abstract)
  • Pressemitteilung zur Studie: Reliability of neuroscience research questioned (Link)
  • Der britische Blogger Ed Yong erklärt ausführlich, wo das Problem liegt: Neuroscience Cannae Do It Cap’n It Doesn’t Have the Power (Link)
  • Eine deutschsprachige Zusammenfassung gibt es bei der Süddeutschen: Verheerendes Zeugnis für die Hirnforschung, (Link)
  • Und dann haben wir noch diesen Blogbeitrag und diesen auch. Falls ihr ganz viel Zeit habt.

Ultimativer Tipp: Schwerer Rucksack als Diäthilfe

StimmtHaltNicht – Atkins, Low Carb oder Brigitte-Diät? Alles Geschichte! Wer heute abnehmen will, braucht nur ein paar Steine und einen Sack auf dem Rücken, denn: „Wer mit einem schweren Rucksack einkaufen geht, legt weniger Essen in den Einkaufswagen.“ Das haben anscheinend die Teufelskerle der Harvard University herausgefunden. In einem Experiment mit Studierenden passierte – Trommelwirbel – genau das: Trugen die Teilnehmer einen schweren Rucksack, kauften sie im Durchschnitt weniger und auch gesünderes Essen ein, fasst die Yahoo Science News Show (powered by der vielzitierten Fachzeitschrift Welt der Wunder) die Studie zusammen und resümiert: „Für die nächste Diät ist unser ultimativer Tipp also: Einfach einen schweren Rucksack beim Einkaufen aufsetzen.“

Diät durch einen schweren Rucksack

Mit viel Gepäck auf dem Rücken, kauft man gesünder ein, sagt die „Science Show“. Bild: Eva Künzel

Wow, danke dafür! Wir wollten uns schon bei den Harvard-Wissenschaftlern für diese ultimativen Erkenntnis bedanken. Fairerweise warfen wir zuvor noch einen Blick in die Originalstudie und stellten fest: Dass ein schwerer Rucksack beim Abnehmen hilft, steht da gar nicht drin. In der Studie von Forschern um die Harvard-Professorin Francesca Gino (hier ein nettes Video von ihr) wurden zwar Studierende mit aufgeschnalltem Rucksack untersucht, einkaufen ging sie damit ab nicht.*

Was wurde in der Studie untersucht?

Insgesamt 57 männliche Studierende wurden zufällig in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe schulterte einen schweren Rucksack (rund 5 kg), die andere einen leichteren (rund 1 kg). Beide Gruppen nahmen an schriftlichen Tests und einer Umfrage teil. Anschließend wurde ihnen ein Snack als Dankeschön angeboten. Die Studierenden hatten die Wahl zwischen gesunden Früchten oder einer Tafel Schokolade. Von den Teilnehmern mit schwerem Rucksack entschieden sich rund 75 Prozent (21 von 27) für die Früchte. Von den Teilnehmern mit leichterem Gepäck waren es rund 50 Prozent (13 von 27). Drei Studierende fielen aus der Analyse raus, weil sie ihren Test nicht artig beendeten.

Aus diesen Erkenntnissen einen „ultimativen Diättipp“ abzuleiten und das Einkaufen mit schwerem Rucksack pauschal zu empfehlen finden wir – nun ja – etwas übereifrig. Wie man aufgrund dieser Studie zu Aussagen wie „Trugen die Teilnehmer während des Experiments einen schweren Rucksack, kauften sie im Durchschnitt weniger und auch gesünderes Essen ein“ kommt, ist uns vollkommen schleierhaft.

Quellen:

Wer sich die nette Zusammenfassung der Science News Show vom 1. März ansehen möchte, kann dies hier tun (ab 0:45 geht’s los): http://de.screen.yahoo.com/diese-m%C3%BCtter-sterben-fr%C3%BCher-184029982.html

Die Studie: Gino, F., M. Kouchaki, and A. Jami. „The Burden of Guilt: Heavy Backpacks, Light Snacks, and Enhanced Morality.“Journal of Experimental Psychology: General (forthcoming). URL: http://www.hbs.edu/faculty/Pages/item.aspx?num=44021. PDF: http://francescagino.com/pdfs/mkouchaki_et_al_jepg_2013.pdf

Das Kleingedruckte

Da die Yahoo Science News Show ihre Quellen nicht nennt, können wir natürlich nicht mit Gewissheit sagen, dass sie ihre Aussagen aufgrund dieser einen Studie trifft. Zeitpunk, Inhalte und Autoren lassen uns dies jedoch annehmen. Falls es noch andere Harvard-Veröffentlichungen zum Thema gibt, belehrt uns bitte. Kurz zur Studie: Eigentlich untersucht sie, inwieweit das Tragen eines schweren Rucksacks das empfinden von Schuld beeinflusst. Dazu machen die Autoren unterschiedliche Experimente. Eines untersucht, ob Studierende mit einem schweren Rucksack auf den Schultern mehr Schuld empfinden und daher gesündere Snacks (Früchte, eher unschuldig) ungesünderen (Schokolade, eher schuldig) vorziehen. Der Hintergrund der Untersuchung klingt in der Science News Show zwar an, richtig eingeordnet wird die Forschung aber nicht.

Günstiges Gemüse verkauft sich besser als teures

Ach Nee – Offenbar verkaufen sich nicht nur Waschmaschinen über den Preis. Wissenschaftler der Rand Corporation haben herausgefunden, dass das auch für gesunde Nahrungsmittel gilt. Günstige Gurken gehen im Supermarkt besser als teure Tomaten. Wir sagen: Echt jetzt? Wir sind keine Marketingexperten. Doch soweit wir das verstehen, sind günstige Preise und Rabatte schon lange ein probates Mittel, um Produkte besser zu verkaufen. Dass wir Kunden vielleicht öfter mal einen günstigen Salat statt eine unverschämt teure Tiefkühlpizza essen, das ist nicht gerade eine Mann-beißt-Hund-Nachricht.

Zum Hintergrund: Forscher der Rand Corporation haben untersucht, wie es sich auf das Einkaufsverhalten auswirkt, wenn Krankenversicherungen Rabatte für gesunde Lebensmittel vermitteln. In diesem Fall konnten Daten von 170.000 Haushalten aus Südafrika ausgewertet werden. Ob es nun eine gute Sache ist, healthy food mit Rabatten attraktiver zu machen, möchten wir in diesem Blogeintrag aber nicht beurteilen.

Quellen:
Pressemitteilung der Rand Corporation: Discounts on purchases of healthy foods can improve diets, study finds
Studie im Volltext: Roland Sturm et al. (2013). A Cash-Back Rebate Program for Healthy Food Purchases in South Africa. American Journal of Preventive Medicine, online.

Süßstoffe lösen Hungerattacken aus

StimmtHaltNicht – Wer nach einem Diätpudding noch Hunger verspürt, sollte dafür nicht den Süßstoff im Pudding verantwortlich machen. Das sagt Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Dass Süßstoffe nicht für vermehrten Heißhunger verantwortlich sind, ist zwar, wie wir nach kurzer Recherche gemerkt haben, eigentlich ein alter Hut. Aber in einer aktuellen Pressemitteilung erklärt es die DDG so gut, dass wir das Thema gerne noch mal aufnehmen.
Die Hungerattacken-Theorie geht so: Mensch isst Süßstoff. Der Körper denkt: Süßes? Das muss Zucker sein! Er schüttet das Hormon Insulin aus, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Im Tank ist aber Süßstoff, nicht Zucker. Um den Blutzuckerspiegel wieder auf Normalniveau zu bringen, bekommt Mensch jetzt wirklich Hunger.

Fritsche hält das für Unsinn: „Wenn überhaupt, vermittelt Insulin bei schlanken Menschen ein Sättigungssignal ans Gehirn.“ Dagegen sei das Gehirn von übergewichtigen Menschen wahrscheinlich unempfindlich gegenüber Insulin. Deshalb komme das Sättigungssignal möglicherweise nicht mehr im Gehirn an.

Und wo wir schon dabei sind:
•    Krebs bekommt man von den derzeit zugelassenen Süßstoffen auch nicht.
•    Das pflanzliche Süßungsmittel Stevia ist für Diabetiker nicht besser oder schlechter geeignet als andere Zuckerersatzstoffe. Stevia ist eine weitere Alternative zu Zucker, die keine Kalorien erhält, heißt es bei der DDG. Nicht mehr und nicht weniger (auch wenn das einige anders sehen, siehe Screenshot).

Screenshot Stevia

Screenshot: Fans lieben den Süßstoff Stevia

Quellen:
Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): http://idw-online.de/de/news520274
European Food Safety Authority, EFSA (2011): Revised exposure assessment for steviol glycosides for the proposed uses as a food additive (PDF)
Deutschsprachige Übersicht zu den Aktivitäten der EFSA: www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/additives.htm?wtrl=01

Vitamin C, viel Flüssigkeit und Antibiotika helfen bei Erkältungen

StimmtHaltNicht – Fängt die Nase an zu laufen, bring Mutter schon mal eine heiße Zitrone. Die Hoffnung, dass das Vitamin C die Erkältung lindert, ist jedoch vergebens: „Wenn man mit Beginn der Erkältung Vitamin C einnimmt, hat das keinen Einfluss auf Stärke und Länge der Beschwerden“, sagen die Gesundheitsexperten von IQWiG auf dem „Merkblatt Erkältungen„. Und mehr noch: Zu viel Vitamin C kann sogar zu Nebenwirkungen führen, die belastender als die Symptome der Erkältung sind.

erkaeltung2Wenn Vitamin C nicht hilft, dann vielleicht viel Flüssigkeit (Stichwort Schleimlösung)? Eher nicht: Der Rat viel zu trinken sei ein Beispiel für eine weit verbreitete Empfehlung, für die es keine stichhaltige wissenschaftliche Begründung gibt, so das IQWiG. „Es gibt keinen medizinischen Grund, bei einer Erkältung mehr zu trinken, als einem das eigene Bedürfnis signalisiert.“

Und Antibiotika? Wieder nichts. Eine Erkältung ist zwar eine Infektion, jedoch wird diese in der Regel durch Viren verursacht. Antibiotika können aber nur Infektionen heilen, die durch Bakterien verursacht werden. Gegen Viren sind sie machtlos. Sagt das ggf. auch Eurem Arzt, wenn er den Rezeptblock zückt.

Was also tun, wenn die Nase juckt?

Medikamente gegen Erkältungskrankheiten gibt es (noch) nicht. Das ist jedoch auch gar nicht unbedingt nötig. Der Körper bekämpft eine Erkältung auch ohne zusätzliche Hilfsmittel erfolgreich. Nach etwa einer Woche sind die Beschwerden wieder verschwunden.

In der Zwischenzeit können das Inhalieren von Wasserdampf, einfache Bettruhe oder etwa Brustwickel bei einzelnen Betroffenen eventuell die Beschwerden lindern. Zuverlässige Belege für die Wirkung dieser Mittel gibt es jedoch nicht, so das Merkblatt. Besser sieht es da schon bei Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS, Apsirin) aus. Sie können nachgewiesenermaßen einige Symptome wie Halsschmerzen lindern.

Quelle:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Merkblatt Erkältungen http://www.gesundheitsinformation.de/merkblatt-erkaeltung.176.de.html
Erkältungen: Hält Vitamin C gesund? http://www.gesundheitsinformation.de/erkaeltungen-haelt-vitamin-c-gesund.174.de.html

Bildquelle: www.pixelio.de

Fast Food macht Kinder krank

Grafik: Burger, Bild: Eva Künzel

Kranke Kinder durch Fast Food? Bild: Eva Künzel

StimmtHaltNicht – Asthma, Allergien und Ekzeme sollen durch Fast Food begünstigt werden. So oder so ähnlich fassten Journalisten und Blogger eine Studie von Philippa Ellwood zusammen. In der Welt, bei ntv, auf dem Ärzteportal doccheck und auf einer Seite für Waldorf-Lehrer: Überall wurde vor Pommes, Pizza und Burgern gewarnt.

Stimmt halt nicht, sagt zum Beispiel der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer. Auf Deutschlandradio Kultur fasst der Experte zusammen, was ihm an der Studie von Ellwood, vor allem aber am Umgang damit missfällt:

 

  • Was die Studienautoren unter Fast Food verstehen, bleibt unklar. Döner und Sushi sind aber nicht dasselbe.
  • Die statistische Auswertung der Daten hält Pollmer in Teilen für unglaubwürdig.
  • Nicht zuletzt: Auch die Studienautoren weisen darauf hin, dass andere Faktoren deutlich stärker mit Asthma und Allergien verbunden sind als Fast Food. Zu diesen anderen Faktoren zählen Smog, Tabakrauch, Stäube und Federkissen, aber auch Wohnungen, die von Milben, Kakerlaken und Schimmel befallen sind. Schlecht wirkte sich offenbar auch kaltes und nasses Wetter aus.

Natürlich muss man auch Udo Pollmer kritisch sehen. Aufgrund seiner provokanten Aussagen zu anderen Themen ist er unter Ernährungswissenschaftlern mindestens umstritten. Trotzdem macht er in diesem Fall, wie wir finden, auf einige wichtige Punkte aufmerksam.

Allerdings haben wir keinen Zugriff zur vollständigen Studie.

Quellen: Philippa Ellwood et al: Do fast foods cause asthma, rhinoconjunctovitis and eczema? Global findings from the international study of asthma and allergies in childhood (ISAAC) phase three. Thorax 2013, online vor Print. Abstract: http://thorax.bmj.com/content/early/2013/01/03/thoraxjnl-2012-202285
Udo Pollmer: Essen mit Verstand. Deutschlandradio Kultur, 9. Februar 2013, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/2005574/

Solariumbesuche beugen Vitamin-D-Mangel vor

StimmtHaltNicht – Gerade ist uns nicht viel Sonnenlicht vergönnt. Morgens gehen wir im Dunkeln aus dem Haus, abends ist vor der Dämmerung nicht an Feierabend zu denken. Umso ärgerlicher, wenn es dann auch noch tagsüber regnet und schneit.

In dieser lichtarmen Zeit trifft wenig Sonnenlicht auf unseren Körper. Die Haut produziert nur wenig Vitamin D. Das ist aber wichtig für eine ganze Reihe verschiedener Funktionen (mehr dazu hier). Grund genug für manche Schlaumeier, eifrig die Nutzung von Solarien zu empfehlen. Der menschliche Körper benötige jetzt eine Extraportion UV-Strahlung, um seinen Bedarf an Vitamin D zu decken. Ein besonders krasses Beispiel gibt es etwa hier.

StimmHaltNicht sagt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS, www.bfs.de) in einer aktuellen Pressemitteilung*. „Kein Mensch sollte zur Vorbeugung eines Vitamin-D-Mangels ins Solarium gehen.“ Im Winter verbrauche der Körper zwar das gespeicherte Vitamin D. Wer sich im Sommer regelmäßig im Freien aufhält und sich ausgewogen ernährt, hat in der Regel jedoch ausreichend Reserven, so die Sicherheitsexperten.

Und viel mehr noch: Wer sich unters Solarium legt, hat mitunter bald ganz andere Probleme als einen Vitamin-D-Mangel: „Aktuellen Untersuchungen zufolge erhöht die Nutzung von Solarien das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken“, so das BfS. Das gelte insbesondere bei Personen unter 35. Für Kinder und Jugendliche sind Solarienbesuche deswegen gesetzlich verboten.

Auf dieser Sonnenbank hat selbst das BfS nichts gegen das Auffüllen der Vitamin-D-Akkus.

Quellen:

PM des BfS: www.bfs.de/de/bfs/presse/pr13/pm01.html
UV-Bündnis: www.bfs.de/de/uv/uv2/uv_buendnis.html
Informationen zu Hautkrebs: www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/weitere-tumorarten/hautkrebs.php**

Krasses Beispiel wie Solarien empfohlen werden: www.sonne-fuer-alle.de/fileadmin/download/Fleigende_Blaetter/Sonne_ist_gesund2.pdf

Anmerkungen:

* Die Pressemitteilung wurde gemeinsam mit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG, www.derma.de) sowie dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD, www.uptoderm.de).
** Die beiden Autoren von StimmtHaltNicht haben mal für den Krebsinformationsdienst gearbeitet.

Softdrinks wie Cola machen unglücklich

StimmtHaltNicht. Die Yahoo Science News Show will uns einreden, dass Softdrinks traurig machen. Die Studie, auf die sich die Yahoo-Journalisten berufen, belegt das aber nicht.
Die Yahoo-Meldung dauert eine halbe Minute. In dieser Zeit haben wir keinen Satz gehört, der sich durch die Quelle belegen lässt.

Der Einfachheit halber hier noch einmal die wichtigsten Aussagen von Yahoo:

  • „Cola macht unglücklich. Zuckerhaltige Softdrinks wie Cola machen unglücklich. Das zeigt eine Langzeitstudie des amerikanischen Institute of Environmental Health Sciences.“
  • „Bereits vier Softdrinkdosen am Tag können das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um bis zu 30 Prozent erhöhen.“
  • „Dabei ist es egal, ob es sich um Light- oder um normale Produkte handelt. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich künstliche Süßstoffe wie Aspartam negativ auf unsere Gemütslage auswirken und uns unglücklich machen.“

Ausgangspunkt des Videos und somit Grundlage der Aussagen ist anscheinend diese Pressemitteilung der American Academy of Neurology vom 8. Januar 2013: „Hold the Diet Soda? Sweetened Drinks Linked to Depression, Coffee Tied to Lower Risk„.

Wie wir der Pressemitteilung entnehmen, haben die amerikanischen Wissenschaftler um Honglei Chen jedoch nicht herausgefunden, dass Cola unglücklich macht. Das lässt sich mit dem Verfahren, das Chen und Kollegen angewendet haben, auch gar nicht ermitteln. Aussagen zu Ursache (Cola?) und Wirkung (Depression?) sind spekulativ.

Was haben die Forscher stattdessen herausgefunden? Sie haben von 1995 bis 1996 die Trinkgewohnheiten von Versuchspersonen ermittelt. Etwa zehn Jahre später fragten die Wissenschaftler die Zahl der Depressionsdiagnosen ab. Dann verglichen sie ihre Datensätze miteinander. Chen und Kollegen erkannten: Wer viele Softdrinks trinkt, erhält öfter eine Depressionsdiagnose. Das ist aber kein Beleg dafür, dass Cola zu Depressionen führt. Möglicherweise schmeckt traurigen, niedergeschlagenen Menschen süße Brause einfach besser als anderen.

Um die Frage nach Ursache und Wirkung zu beantworten, müsste man mehr über die Versuchspersonen wissen. Denn: Haben die Colatrinker zum Beispiel schon früher vermehrt depressive Episoden durchlebt, würde das das Ergebnis verzerren. Denn wer einmal eine Depression hatte, hat eine höhere Chance, wieder zu erkranken. Leider ist die Originalstudie jedoch noch nicht veröffentlicht, sodass wir schlicht nicht wissen, was Chen und Kollegen erhoben haben.

Wie kommt man zu stichhaltigen Ergebnissen? Ideal wäre eine Untersuchung von zwei möglichst gleichen Gruppen. In der einen Gruppe müssten die Probanden über eine lange Zeit Cola trinken, in der anderen nicht. Anschließend würde man das Auftreten von Depressionen in beiden Gruppen vergleichen.

Der restlichen Ungenauigkeiten des Yahoo-Berichts sind dann schon fast Kleinigkeiten.

  • „Bereits“ vier Dosen? Das „bereits“ klingt, als wäre das wenig. Für uns ist das etwa ein Liter Cola, den wir sicherlich nicht Tag für Tag in uns hineinkippen.
  • Aspartam als Auslöser? Die Wissenschaftler haben zwar gezeigt, dass Menschen, die gerne Diät-Limo trinken, ein erhöhtes Depressionsrisiko hatten. Allerdings halten sich die Experten mit Vermutungen, woran das liegen könnte, zurück. Studienautor Chen schreibt an ein Fachmagazin, dass man bisher nicht wisse, was auf biologischer Ebene abläuft.

Disclaimer: Da wir die Studie noch nicht im Internet gefunden haben, wissen auch wir nur, was in der Pressemitteilung steht.

Grafik: Softdrinks, Bild: Eva Künzel

Softdrinks: Ursache für Traurigkeit? Bild: Eva Künzel

Quellen:
Yahoo Science News Show vom 11. Januar 2013
Pressemitteilung der American Academy of Neurology vom 8. Januar 2013: „Hold the Diet Soda? Sweetened Drinks Linked to Depression, Coffee Tied to Lower Risk„.
Megan Brooks: Sweetened Drinks May Boost Depression, Coffee Reduce It, www.medscape.com (Artikel nicht immer zugänglich, wir konnten ihn aber abrufen)