StimmtHaltNicht – „Schatz, heute nicht, ich habe Kopfschmerzen.“ Ist diese klischeehafte Ausrede vielleicht bald eher ein Argument für anstatt gegen Sex? Wohl eher nicht, denn die sexuelle Betätigung bei Migräne hilft längst nicht allen Betroffenen – anders, als so manche Medienberichterstattung derzeit verlauten lässt.
Aber schauen wir uns die derzeit kursierenden Zahlen einmal genauer an. Soviel wir wissen, stammen die derzeit zitierten Daten aus einer Patientenbefragung, die im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität Münster durchgeführt wurde.
Demnach gaben 60 Prozent der Migränepatienten an, dass sich ihr Zustand durch Sex verbesserte, bei 33 Prozent verschlechterte sich der Zustand dagegen. Stark vereinfacht gerundet bedeutet dies: Wenn drei Personen mit Migräne Sex haben, fühlen sich zwei von ihnen danach besser, eine schlechter. Eine Chance von 2 : 1 mag bei dieser „Therapie“ ja noch verlockend klingen, aber sind die Daten auch verlässlich?
Wie kommt die Studienautorin zu diesen Annahmen?
Für die Untersuchung wurden entsprechende Fragebögen an 800 Migränepatienten einer überregionalen Kopfschmerzambulanz verschickt – zurück kamen 304*. In diesen gab rund ein Drittel (34 Prozent) der Befragten an, während einer Kopfschmerzphase Erfahrungen mit sexueller Aktivität gemacht zu haben. Die obigen Aussagen beziehen sich somit auf die Angaben von 103 Migränepatienten.
Hier fragen wir uns, ob diese Zahlen auf die übrigen Betroffenen übertragbar sind. Ob etwa Migränepatienten, denen so übel ist, dass sie gar keine Lust auf Sex haben, in gleicher Weise profitieren würden. Das würden sie vermutlich nicht und das sagen auch die Studienautoren. Sie mutmaßen sogar, dass die erhaltenen Antworten möglicherweise nicht einmal repräsentativ für die kontaktierten Patienten sind. Im Klartext heißt das: „Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und sexueller Aktivität ist nicht so eindeutig, dass man jedem Kopfschmerz-Patienten zu ‚heilsamer sexueller Aktivität‘ raten könnte“.
Und wer jetzt dennoch beim nächsten Migräneanfall des Partners auf diese heilsame Aktivität beharrt, dem sei noch eines gesagt: Die Art der sexuellen Betätigung hatte keinen Einfluss auf die Besserung der Migräne – es funktionierte auch bei sexuellen Aktivitäten ganz ohne Partner.
* Es wurden ebenfalls Patienten mit sogenannten Clusterkopfschmerzen untersucht. Die Ergebnisse hier waren ähnlich.
Quellen:
PM Uni Münster „Sexuelle Aktivität kann gegen Migräne helfen: Doktorandin befragte 400 Patienten zu ihren Erfahrungen“, URL: http://campus.uni-muenster.de/campus-news.html?&newsid=1434&cHash=ea766a3c25e19e4530f0cf5d5bec0132
Sowie die dort verlinkten Paper:
Hambach, Anke et al. (2013): The impact of sexual activity on idiopathic headaches: An observational study. In: Cephalalgia. Published online before print February 19, 2013. (nur Abstract)
Hambach, Anke/Evers, Stefan/Frese, Achim (2013): Sexuelle Aktivität und Kopfschmerz: Auslöser oder Entlastung? In: Nervenheilkunde 3/2013.
Bildquelle: www.pixelio.de
Hallo, danke für die Infos, dann habe ich das nächste „Mal“ ja ein paar Argumente an der Hand.
Erhöhte Aktivität wie Sport und Sex verstärkt bei mir die Migräne, das ist auch erwiesen: Ärtze raten von körperlicher Aktivität während eines Anfalls ab. Was mir gerade ganz gut hiflt ist die Umstellung meiner Schlafposition auf Rückenlage und ein anatomisch geformtes Kopfkissen. Bei mir sitzt die ganze Anspannung im Rücken und morgens wache ich immer total verspannt auf.
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