Kurz verlinkt – Wie lassen sich Depressionen behandeln? Vor wenigen Tagen haben wir über eine fragwürdige Veröffentlichung berichtet, in der pflanzliche Arzneimittel zur Therapie depressiver Verstimmungen empfohlen werden. Unsere Kritik daran lest ihr hier.
Wie es der Zufall will, widmet sich die Website www.gesundheitsinformation.de – der allgemeinverständliche Teil des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – seit wenigen Tagen mit einem umfassenden Themen-Special allen Facetten der Depression (Link). Ausführlich geht es darin um den wissenschaftlichen Stand der Therapie dieser psychischen Störung (Übersicht und Antidepressiva). Und dieses ausführliche, in unseren Augen hervorragend aufbereitete Informationspaket legen wir euch hiermit ans Herz.
StimmHaltNicht – Journalisten setzen gerne auf die erzählerische Kraft einer Geschichte. Das ist bei Medizinthemen nicht anders. Die Darstellung eines Einzelfalls wirkt nachvollziehbarer als abstrakte Informationen zu einer Therapie oder einem Risikofaktor.
Warum dieses Vorgehen oft nicht alles erklärt, hat der Mediendoktor in seinem aktuellen Blogeintrag Medizinjournalismus: Die trügerische Kraft des Einzelfalls sehr schön gezeigt. Unvollständig bleibt das Bild demnach immer, wenn außer der Fallgeschichte keine weitere Einordnung stattfindet. Anders gesagt: „[…] In der Darstellung medizinischer Therapien, Verfahren oder Medikamenten gibt es immer dann ein Problem, wenn ein solcher Einzelfall alleine (oder zwei oder drei) als Beleg für die Wirksamkeit der medizinischen Intervention genutzt wird. Ganz nach dem Motto: Seht her, dieser Person hat’s geholfen, also hilft es auch allen anderen.“
Was ist der Ausweg? Beim Mediendoktor heißt es: „Ein ernsthafter Journalist müsste eigentlich jedes Mal fragen, wenn jemand einen erfolgreichen Fall als Beleg für die Wirksamkeit (s)eines Verfahrens schildert: Und bei wie vielen hat es nicht funktioniert?“
Es gibt aber natürlich noch viel mehr Dinge, die nicht stimmen, die seltsam und manchmal auch lustig sind. Nicht alle Themen, die wir interessant finden, schaffen es letztlich in diesen Blog. Das ist eigentlich schade. Deshalb posten wir ab jetzt unregelmäßig Links zu Beiträgen, die zwar spannend sind, denen wir aber nicht weiter nachgegangen sind.
Sind schöne Menschen bessere Sportler? Das klingt nicht nur weit hergeholt – es stimmt halt auch nicht, schreibt die Wissenschaftsjournalistin Erika Engelhaupt. In ihrem Blogpost „Attractiveness studies are hot, or not“ seziert sie Studien und Medienberichte, die Zusammenhänge zwischen Attraktivität und wünschenswerten Eigenschaften behaupten. (Link)
Helfen Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel gegen Depressionen? Bisherige Studien zu dieser Frage sind methodisch mangelhaft, sagen Medizinier um Jonathan Shaffer. Nachdem die Forscher sich sieben halbwegs aussagekräftige Veröffentlichungen angesehen haben, kommen sie zu dem Schluss: Insgesamt gab es keinen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Ergänzungsmitteln und der Besserung depressiver Symptome. Allerdings fanden sie in zusätzlichen Auswertungen durchaus Effekte. Antworten können nur bessere Studien geben. (Abstract)
Die beliebtesten Extrakte für pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel stammen in Europa übrigens aus: Ginkgo, Gemeiner Nachtkerze, Artischocke und Ginseng. Das berichten Wissenschaftler im Fachmagazin Plos One. Der Beitrag hat eine der längsten Liste von Interessenkonflikten, die wir je gesehen haben, aber das nur am Rande. (Volltext)
Auch wir hatten über Manfred Spitzers Thesen zur digitalen Demenz berichtet. Nun haben Medienpsychologen gezeigt, wie wenig Spitzers Behauptungen tatsächlich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmen. (Volltext)
Die Intelligenzforscherin Tanja Gabriele Baudson entdeckt in einem amerikanischen Supermarkt Wasser, das schlau machen soll. (Link)
StimmtHaltNicht – Wissenschaftliche Aussagen sind nur selten perfekt. In der Regel sind sie eine Annäherung an die Wahrheit.* Wenn in der Medizin beispielsweise die Wirksamkeit eines neuen Medikaments wissenschaftlich bestätigt wurde, bedeutet das nicht, dass alle Menschen gleichermaßen davon profitieren.
Oft sind wissenschaftliche Aussagen Angaben über Wahrscheinlichkeiten. Nicht immer wird das in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Hört man etwa in der Werbung von wissenschaftlich erwiesenen Belegen für einen abwehrstärkenden Effekt von Joghurt, dann glaubt man: Das muss ja stimmen. Aber diese Belege, die sogenannte wissenschaftliche Evidenz, sind eben nicht perfekt. Sie können mehr oder weniger stichhaltige Aussagen über die Realität treffen. Was wäre zum Beispiel, wenn die förderliche Wirkung eines Joghurts nur an drei kerngesunden Mitarbeitern des Herstellers gestet wurde – und die beteiligten Wissenschaftler zusätzlich einen Fehler in ihren Daten übersehen haben?
Die gute Nachricht: Wie vertrauenswürdig wissenschaftliche Aussagen sind, lässt sich beurteilen. Von Vorteil ist das natürlich für jeden Einzelnen. Besonders wichtig ist es aber, dass Personen, die politische Entscheidungen treffen oder an der gesellschaftlichen Meinungsbildung beteiligt sind, zumindest ungefähr wissen, wovon sie sprechen: Schließlich kann ihr Handeln weitreichende Konsequenzen haben.Roblox Hack Free Robux
Für letztere Personengruppe haben Wissenschaftler um William Sutherland von der Universität Cambridge (UK) „20 Tipps zur Interpretation von wissenschaftlichen Aussagen“ erstellt und sie im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Sutherland und Kollegen erklären darin vor allem, welche Fragen man sich stellen sollte, wenn einem scheinbar objektive Daten vorlegt werden, etwa: Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses Ergebnis falsch ist? Sie richten sich in erster Linie an Politiker und deren Umfeld. Ebenso sollten sie jedoch auch in der Journalistenausbildung enthalten sein, so die Wissenschaftler.
„To this end, we suggest 20 concepts that should be part of the education of civil servants, politicians, policy advisers and journalists — and anyone else who may have to interact with science or scientists. Politicians with a healthy scepticism of scientific advocates might simply prefer to arm themselves with this critical set of knowledge.“
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