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Wenn ich nicht bei Facebook bin, bin ich nicht bei Facebook

StimmtHaltNicht – Wir hatten darüber berichtet, dass Facebook womöglich persönliche Daten wie die sexuelle Orientierung oder etwa die Parteizugehörigkeit von seinen Nutzern kennt, auch wenn diese die jeweiligen Daten gar nicht angegeben haben.

Nun ist bekannt geworden, dass Facebook wohl noch einen Schritt weiter geht und sogar die Daten von Nicht-Mitgliedern sammelt. Den Anstoß gab diesmal eine Facebook-Panne, bei der ungewollt Nutzerdaten an Dritte weitergegeben wurden. Das pikante: Es wurden wohl auch Daten von Personen publik, die nie Mitglieder des Netzwerkes waren. Facebook entschuldigte sich darauf öffentlich für das Malheur.

Schatten

Nicht bei Facebook und somit sind unsere Beziehungen privat? Pustekuchen: In sogenannten Schattenprofilen sammelt Facebook offenbar auch Daten von Nicht-Mitgliedern.

Im Blog Hyperland hat Giuseppe Paletta die Erkenntnisse aus der Panne und Stimmen dazu noch einmal schön zusammengefasst: Demnach könnten auf Facebook sogenannte Schattenprofile von Personen existierten, die sich nie im Netzwerk registriert haben. Diese Profile enthalten unter Umständen Daten wie Namen, E-Mail und Telefonnummer der Nicht-Nutzer.

Doch woher bekommt Facebook diese Daten? „Immer dann, wenn ein User neue Freunde auf Facebook durch die Option Freunde finden eingeladen hat, speicherte das Unternehmen Daten wie E-Mail oder Handynummer der Eingeladenen. Ohne deren Wissen und Zustimmung“, schreibt Paletta und verweist auf Packetstormsecurity. Die Experten für Onlinesicherheit haben bei Facebook nachgefragt, ob das Unternehmen diese Daten von Nicht-Nutzern löscht. Sinngemäß sei folgende Antwort gekommen: Die Daten von Dritten werden so behandelt, als wären sie Daten unserer registrierten Nutzer. Und damit könne Facebook diese auch so verwenden.

 

Quellen:

ZDF Hyoerland, Ich bin nicht bei Facebook. Oder doch?, http://blog.zdf.de/hyperland/2013/07/ich-bin-nicht-bei-facebook/

Packetstormsecurity, Facebook: Where Your Friends Are Your Worst Enemies,  http://packetstormsecurity.com/news/view/22713/Facebook-Where-Your-Friends-Are-Your-Worst-Enemies.html

Was ich bei Facebook nicht angebe, weiß Facebook auch nicht über mich.

StimmtHaltNicht – Soziale Netzwerke können die sexuelle Orientierung ihrer Nutzer berechnen. Oder welche Partei sie wählen. Das gilt auch dann, wenn jemand keine eigenen Angaben macht. Voraussetzung ist jedoch, dass genug „Freunde“ die entsprechenden Informationen freigegeben haben. Geheimnisse vorm Netzwerk? Pustekuchen!

Grafik: Facebook, Bild: Eva Künzel

Facebook: Was weiß das Netzwerk?

Und Experten gehen noch weiter: Glaubt man einer aktuellen Untersuchung sind nicht einmal die privaten Daten derjenigen sicher, die Facebook fernbleiben: Informationen von Mitgliedern sozialer Netzwerke lassen sich auf Nicht-Mitglieder übertragen. Es sei möglich, so die Studien-Autoren, etwa 40 Prozent richtige Vorhersagen über Bekanntschaften von Nicht-Mitgliedern zu treffen. Soll heißen: Auch wenn Du Dich nicht anmeldest – fast die Hälfte Deines Freundeskreises könnte das Netzwerk kennen. Die berechnete Vorhersage der Wissenschaftler ist 20 Mal besser, als wenn man raten würde.

Wie geht das? Das Stichwort heißt „Link prediction„. Vereinfacht haben die Forscher persönliche Informationen der Nutzer wie Freundschaftsbeziehungen und hochgeladene E-Mail-Adressbücher auf die Nicht-Nutzer übertagen. Verwendet haben sie dazu wohl ein „Standard-Verfahren des maschinellen Lernens“. Wies genau funktioniert ist für StimmthaltNicht zu hoch. Kenner können aber gerne einen Blick in die Studie werfen.

Soziale Netzwerke teilen die Gesellschaft in Mitglieder und Nicht-Mitglieder auf. Beziehungen zwischen Nicht-Mitgliedern, deren E-Mail-Adressen dem Netzwerk von Mitgliedern mitgeteilt wurden (rote Verbindunglinien), können anhand der beidseitig bestätigten Freundschaftsbeziehungen zwischen Mitgliedern (schwarze Linien) und ihren Verbindungen zu Nicht-Mitgliedern (grüne Linien) mit großer Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden. Abbildung: Ágnes Horvát

Beziehungen zwischen Nicht-Mitgliedern, deren E-Mail-Adressen dem Netzwerk von Mitgliedern mitgeteilt wurden (rote Verbindunglinien), können anhand der beidseitig bestätigten Freundschaftsbeziehungen zwischen Mitgliedern (schwarze Linien) und ihren Verbindungen zu Nicht-Mitgliedern (grüne Linien) mit großer Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden. ALLES KLAR? Abbildung: Ágnes Horvát

Bleibt noch der erhobene Zeigefinger: Die Untersuchung habe gezeigt, welches Potential soziale Netzwerke hätten, um Informationen über Nicht-Mitglieder abzuleiten. Insbesondere auch deshalb, weil die Netzwerke mehr Informationen als Kontaktdaten haben, etwa das Alter, den Beruf oder den Wohnort. Man müsse nun auch überlegen inwieweit Informationen genutzt werden dürften, für die es keine Freigabe der betroffenen Personen gibt.

P.S. Habt Ihr WhatsApp? Na dann gehört Ihr ja auch zu den Kollegen, die Ihren kompletten Freundeskreis „hochgeladen“ haben. Aber es gibt gute Nachrichten. Zumindest dieser Anbieter scheint (noch) nicht groß rumzurechnen.

Quellen:
PM zur Studie der Uni Heidelberg, http://idw-online.de/de/news475196
Horvát E-Á, Hanselmann M, Hamprecht FA, Zweig KA (2012): One Plus One Makes Three (for Social Networks). PLoS ONE 7(4): e34740. doi:10.1371/journal.pone.0034740, URL: http://www.plosone.org/article/fetchObjectAttachment.action;jsessionid=AB2B9709ACD97
746455CC512B7DAE995uri=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0034740&represent
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