Ultimativer Tipp: Schwerer Rucksack als Diäthilfe

StimmtHaltNicht – Atkins, Low Carb oder Brigitte-Diät? Alles Geschichte! Wer heute abnehmen will, braucht nur ein paar Steine und einen Sack auf dem Rücken, denn: „Wer mit einem schweren Rucksack einkaufen geht, legt weniger Essen in den Einkaufswagen.“ Das haben anscheinend die Teufelskerle der Harvard University herausgefunden. In einem Experiment mit Studierenden passierte – Trommelwirbel – genau das: Trugen die Teilnehmer einen schweren Rucksack, kauften sie im Durchschnitt weniger und auch gesünderes Essen ein, fasst die Yahoo Science News Show (powered by der vielzitierten Fachzeitschrift Welt der Wunder) die Studie zusammen und resümiert: „Für die nächste Diät ist unser ultimativer Tipp also: Einfach einen schweren Rucksack beim Einkaufen aufsetzen.“

Diät durch einen schweren Rucksack

Mit viel Gepäck auf dem Rücken, kauft man gesünder ein, sagt die „Science Show“. Bild: Eva Künzel

Wow, danke dafür! Wir wollten uns schon bei den Harvard-Wissenschaftlern für diese ultimativen Erkenntnis bedanken. Fairerweise warfen wir zuvor noch einen Blick in die Originalstudie und stellten fest: Dass ein schwerer Rucksack beim Abnehmen hilft, steht da gar nicht drin. In der Studie von Forschern um die Harvard-Professorin Francesca Gino (hier ein nettes Video von ihr) wurden zwar Studierende mit aufgeschnalltem Rucksack untersucht, einkaufen ging sie damit ab nicht.*

Was wurde in der Studie untersucht?

Insgesamt 57 männliche Studierende wurden zufällig in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe schulterte einen schweren Rucksack (rund 5 kg), die andere einen leichteren (rund 1 kg). Beide Gruppen nahmen an schriftlichen Tests und einer Umfrage teil. Anschließend wurde ihnen ein Snack als Dankeschön angeboten. Die Studierenden hatten die Wahl zwischen gesunden Früchten oder einer Tafel Schokolade. Von den Teilnehmern mit schwerem Rucksack entschieden sich rund 75 Prozent (21 von 27) für die Früchte. Von den Teilnehmern mit leichterem Gepäck waren es rund 50 Prozent (13 von 27). Drei Studierende fielen aus der Analyse raus, weil sie ihren Test nicht artig beendeten.

Aus diesen Erkenntnissen einen „ultimativen Diättipp“ abzuleiten und das Einkaufen mit schwerem Rucksack pauschal zu empfehlen finden wir – nun ja – etwas übereifrig. Wie man aufgrund dieser Studie zu Aussagen wie „Trugen die Teilnehmer während des Experiments einen schweren Rucksack, kauften sie im Durchschnitt weniger und auch gesünderes Essen ein“ kommt, ist uns vollkommen schleierhaft.

Quellen:

Wer sich die nette Zusammenfassung der Science News Show vom 1. März ansehen möchte, kann dies hier tun (ab 0:45 geht’s los): http://de.screen.yahoo.com/diese-m%C3%BCtter-sterben-fr%C3%BCher-184029982.html

Die Studie: Gino, F., M. Kouchaki, and A. Jami. „The Burden of Guilt: Heavy Backpacks, Light Snacks, and Enhanced Morality.“Journal of Experimental Psychology: General (forthcoming). URL: http://www.hbs.edu/faculty/Pages/item.aspx?num=44021. PDF: http://francescagino.com/pdfs/mkouchaki_et_al_jepg_2013.pdf

Das Kleingedruckte

Da die Yahoo Science News Show ihre Quellen nicht nennt, können wir natürlich nicht mit Gewissheit sagen, dass sie ihre Aussagen aufgrund dieser einen Studie trifft. Zeitpunk, Inhalte und Autoren lassen uns dies jedoch annehmen. Falls es noch andere Harvard-Veröffentlichungen zum Thema gibt, belehrt uns bitte. Kurz zur Studie: Eigentlich untersucht sie, inwieweit das Tragen eines schweren Rucksacks das empfinden von Schuld beeinflusst. Dazu machen die Autoren unterschiedliche Experimente. Eines untersucht, ob Studierende mit einem schweren Rucksack auf den Schultern mehr Schuld empfinden und daher gesündere Snacks (Früchte, eher unschuldig) ungesünderen (Schokolade, eher schuldig) vorziehen. Der Hintergrund der Untersuchung klingt in der Science News Show zwar an, richtig eingeordnet wird die Forschung aber nicht.

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